Donnerstag, 26. April 2012

Single

Du lebst gut als Single. Hältst die Einsamkeit aus, aus Einsamkeit musst du nicht in eine Beziehung gehen. Du spielst mit Beziehungen. Du hast keine Angst, dir gehts gut. Bist stolzer Single. Hast dich eingerichtet, lebst allein und lebst gut damit. Kannst für dich selber sorgen, machst deinen Gang, deinen Weg, hast deinen eigenen Willen, verwirklichst dich, versuchst die Selbstbestimmung, die Autonomie, die Unabhängigkeit dein Ziel. Auch du kennst die Sehnsucht, aber der Richtige soll es sein. Du legst dich nicht fest, du willst nur spielen. Ein bisschen flirten, sich gut fühlen, dass man umschwärmt wird, aber dich für jemanden entscheiden, das wirst du nicht. Du bist kein Sklave deiner Einsamkeit. Du lebst gut damit, du hast keine Angst vorm Alleinsein, du hast keine Angst zu vereinsamen. 


Du bist selbstständig, relativ frei, bist erwachsen, bist reif. Du musst nicht in eine Partnerschaft aus Angst, aus Unsicherheit und Abhängigkeit. Du willst so sein wie du bist, du willst so werden wie du bist, du willst weiter unabhängig sein. Eine unabhängige Frau, fast feministisch. Du willst dich nicht unterwerfen und du willst auch niemanden, der sich unterwirft. Die Realität ist dir wichtig, auch träumen, aber du hängst den Träumen nicht nach. Du weißt um Realität und willst das kindliche Verliebtsein nicht. Die kindlichen Beziehungen nicht, du hast dich entschieden, aber nur dafür entschieden, sich nicht für die Liebe zu entschieden. Du hast dich für deine relative Freiheit entschieden, du hast dich dazu entschieden, unabhängig zu werden, es selbst zu machen, mit der Einsamkeit zurecht zu kommen. Hast dich gegen die Liebe, gegen das Verliebtsein entschieden, hast dich dafür entschieden, das optimale Bündel eines Partners zu wählen und nicht länger das Absolute. Jetzt willst du nur noch das Beste, aber nicht mehr das Wahre, nicht mehr das Ewigliche, nicht mehr das Absolute. Ab jetzt entscheidest du rational. Behältst deine Sehnsucht für dich und gehst damit nicht mehr hausieren. Du behältst dein Herz für dich, deinen Kern für dich, deinen Schmerz für dich. Du legst einen Film darüber, eine Salbe, einen Mantel, einen Panzer. Du liebst nur noch rational, den Besten, den Optimalen. Du gehst nicht mehr vorrangig nach dem Gefühl, jetzt gehst du nach optimalen Werten, nach Status, nach Erfolg und was weiß ich noch. 
Es geht immer auch um ein Kennenlernen, das sehe ich ein. Aber du hast dich gegen große Gefühle entschieden, gegen die wahre Liebe entschieden, vielleicht auch gegen die ewige Liebe entschieden. 



Du stürzt dich nicht länger in Beziehungen, du wartest ab. Kühl, rational und distanziert und da ist auch nichts falsch daran und doch hast du dich für Spielchen entschieden, für eine gewisse Rücksichtslosigkeit. Du hast dich gegen dein Kind entschieden, nur weil du meintest einen Frieden mit dir ausmachen zu müssen, aber hast dabei missachtet, dass auch noch Kleinkinderliebe gibt. Die willst du nicht mehr, du bist heute erwachsen, bist frei und jeder muss selbst mit Zurückweisungen klar kommen oder sollte ich etwas Rücksicht auf Psychosen nehmen? Sollte ich etwa Rücksicht auf Schmerzen nehmen? Ich wollte dich doch immer nur unverbindlich kennenlernen, ganz unverbindlich, ganz ohne Zwang, ganz ohne Druck, ganz ohne Erwartungen. Einfach nur Kennenlernen, weil ich dich einfach nur mochte. Mehr nicht und das darf ich auch, daran ist nichts verwerfliches. Ich wollte nur mal hallo sagen, dich unverbindlich treffen, auf ein Bier, auf ein Eis. Mehr wollte ich nicht, denn ich bin Single und das wollte ich auch erstmal bleiben. Ich will in keine Beziehung, wollte dich nur mal treffen. Mehr nicht und dafür muss ich mir nichts vorwerfen. Wärst du auch überzeugter Single gewesen, wäre das gar kein Problem gewesen. Dann hätten wir uns einfach nur getroffen und gut wäre gewesen. Ich bin immer Single gewesen. Immer aus Distanz, ich kenne diese existentiellen Ängste und Sorgen nicht die du hast. Ich kenne diese Angst vorm Alleinsein nicht. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen. 
Weil ich dich mag und nicht uninteressant finde, wollte ich dich einfach nur mal treffen. Auf ein Eis oder was auch immer. Aber das wäre dann auch alles gewesen. Ich habe nicht geschwärmt, so wie du das immer tust und das wohl aus Einsamkeit. Ich weiß um die Realität, ich habe keine Angst vorm Alleinsein. Ich wollte dich einfach nur mal treffen und kein großes Ding daraus machen. Ganz entspannt, ohne Zwang. Ich bin eine unabhängige Frau und strebe nach Autonomie und dich wollte einfach nur mal kennenlernen, einfach so und nicht um in eine Beziehung zu geraten. Ganz unverbindlich und unverwerflich. 

Ich konnte doch nicht ahnen, wie du drauf bist. Was mit dir ist, dass du so unter deiner Einsamkeit leidest. Ich komme für mich alleine klar, aber das scheinst du wohl nicht zu können. Du bist in ständiger Abhängigkeit, aber das bin ich nicht. Du bist in ständiger Anspannung, ständig unter Druck. Ich aber ich kann das Leben genießen, ich habe auch mal Ruhe. Ich kenne die Angst nur bedingt, dass mir der Boden unter den Füßen wegrutscht. Ich habe auch keine Machtgelüste, ich taktiere auch nicht. Ich habe einfach nur keine Angst vorm Alleinsein und kann mein Leben selbst bestimmen. Ich fand dich interessant, anders als die anderen, aber deshalb wollte ich nicht mehr. Ich wollte dich nur mal treffen. Mal ein Eis essen. Deine Vorfreude und Erwartungen sind unangemessen, denn für mich ist es ganz unverbindlich. Ich bin eine alleinstehende selbstbewusste Frau. Ich bin kein Opfer meiner Einsamkeit und muss in keine Abhängigkeitsbeziehung gehen, so wie du. Ja, jeder Mensch ist anders. Da haben wir uns also gehörig missverstanden. Ich will mein Leben in meinen Grenzen führen und das gilt es zu respektieren. Das ist selbstverständlich. Nur weil du einsam bist und all deine Grenzen aufweichst, nur um nicht länger einsam zu sein, dann kann ich da nichts dafür. Du hast das zu respektieren. So wie ich es auch akzeptiere, dass du anders bist. Du bist aber eben nur anders, weil du einsam bist und weil du mal Angst vorm Alleinsein hattest, weil die Welt mal über dich zusammengebrochen ist, du passiv wurdest, du deine Selbstbestimmung und Autonomie verloren hast, du bist abhängig geworden, zum Sklaven deiner Einsamkeit geworden. Bist an Menschen geraten und hast sie dir nicht selbst ausgesucht. Bist verwirrt, es ging immer hoch und runter, warst getrieben, aber wusstest nie darum, dass du deine Grenzen suchst, ein zu Hause suchst, deine Autonomie suchst. Du hast dich verlaufen, hast Angst vorm Versagen gehabt, hast dich stets unterworfen und klein oder groß gemacht. 
Ich wollte nur mal unverbindlich ein Eis mit dir essen, mehr nicht und das ist nichts verwerfliches. Was kann ich dafür, wenn du da soviel hineininterpretierst. Was kann ich dafür, dass es für dich gleich was außergewöhnliches ist, was kann ich dafür, wenn es für dich gleich was heiliges ist?

Ich lebe selbstständig, bin eine unabhängige selbstbewusste Frau. Was kann ich dafür, wenn du es nicht bist. Was kann ich dafür wenn du ein abhängiger Mensch bist, was kann ich dafür, wenn du ständig leidest und Angst davor hast, dass die Reflektion dich erschlägt, überwältigt und übermannt, was kann ich  dafür wenn du keinen eigenen Willen hast, deine Gefühle und Gedanken nicht kontrollieren kannst. Was kann ich dafür wenn du aus einer Opferrolle heraus entscheidest, ich aber aus einer Selbstbestimmung, ich aber aus einer selbstbewussten Haltung einer Frau, die alleine klar kommt und klarkommen will.

Kontakt

tim.a.elstner(at)gmail.com