Dienstag, 2. September 2014

Schon heute Abend, schon morgen früh. Et kütt wie et kütt. Ich habe Angst vor der Angst. Vor den damit verbundenen negativen Prophezeiungen. Ich wünschte. Und erstens kommt es anders, zweitens als man denkt

Ich bilde mir einen inneren Rückzugsraum. Hier ist immer alles gut. Hier kann ich mal was lesen, mal was schreiben, mal was im Radio hören, mal was im TV sehen. Dieser Ort hat ein Bett, dieser Ort hat Poster an den Wänden, dieser Ort ist gemütlich.
An diesem Ort fühle mich immer wohl. An diesem Ort kann ich meine Gedanken stoppen. Hier kann ich jetzt und immer sein. Dieser Ort ist ewig heil. Hier ist alles gar nicht so schlimm und dramatisch. Hier erkenne ich mich. Hier habe ich Kontrolle über mein Denken und damit auch meinen Gefühlen. An diesem Ort zähle nur ich und meine engsten Vertrauten. Dieser Ort ist voller schöner Musik. Dieser Ort ist sicher. Dieser Ort ist mein zu Hause. Diese Ort ist mein inneres zu Hause. Den Ort kann ich mir überall einbilden. Dieser Raum in mir hat Grenzen und weil er innerlich begrenzt ist, kann ich mich vom Geschehen um mich herum abgrenzen. Hier zählt nur mein Heil und nicht das der anderen. Hier geht es ausschließlich um mein Wohl. An diesem Ort in mir kann mich alles mal am Arsch lecken. Hier an diesem Ort darf ich über alles und jeden herziehen. Verlasse ich den Ort, denke ich wieder anders. Dann sind da soviele Gestalten. Aber ich habe Kraft getankt und kann mich besser abgrenzen. Wird es mir zuviel, wird es mir zu sehr negativ absorbierend, dann bin ich gewiss dass mein innerer Rückzugsraum funktioniert und tatsächlich existiert. Mein innerer Schutzraum. Meine Selbstgespräche. Meine verrückten Ideen, meine böse Seite. Hier ist alles erlaubt, hier darf ich mir böses und schlimmes zusammen denken. Ich lasse es los, ich verdaue und kaue schriftstellerisch wieder. So manche Denke ist Teil der Krankheit. So manches viel zu weit durchdacht. Viel zu fern der Realität. Bin ich tief abgetaucht. Stopp, raus aus dem Albtraum. Stopp, aufwachen. Stopp der Gedanken, Stopp der Gefühle. Ich bin das nicht mehr. Nein, stopp. Ich bin Herr meines Schicksals. Stopp. Break. Pause. Gegenblockade.

Wer oder was bin ich wirklich? STOPP. Etc pp. Und ich bin wieder hier und jetzt. Mein Kreislauf wird es mir danken. Ich atme wieder anders. Bin raus aus der Flachatmung. Spüre wieder die Luft an der Nase. Ich atme wieder tiefer, bewusster. Halt Stopp. Gedankenstopp und Stock in die Speichen. Zu weit, zu tief gedacht und in bösen Gefühlen aufgewacht.

Halt, Stopp. Wo bin ich. Guten Morgen, aufgewacht. Guten Abend, gute Nacht. Ich träume ab heute aktiv mit. Ich wache über meinen Schlaf und Angst und Bange muss ich nicht sein. Und doch kommt da noch so viel scheinbar neues. Ein Arschloch sind passive authentische Gedanken und meine Gefühle fahren darauf ab. Alles bloß Schein, alles nicht so heiß wie es passiv vorgekocht wird. Ich mag die Zutaten gebracht und gesät haben, aber irgendwas in mir setzt es mit ungefragt vor. Ich bin das nicht und lerne, mich selbst vom bösen Fatalismus zu distanzieren. Alles ist gut. Alles wird gut. Ich schaffe das. Und das was mich schafft ist bloß der Albtraum. Das was mich schafft ist passiv. Das was mich schafft, will ich endlich abschaffen oder eben der guten Tarnung nicht auf dem Leim der scheinbaren Wahrheit gehen.

Vielleicht wird es irgendwann mal wahr. Vielleicht ist das die Wahrheit. Vielleicht auch nicht und zuviel Zeit vertan. Zuviel verrannt und Bange gemacht.
Und doch kommt das nächste mal bestimmt. Schon heute Abend, schon morgen früh. Niemals bin ich richtig vorbereitet und wozu dann Angst vor der Angst vor der Angst vor der Angst vor der Angst vor der Angst

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