In ihre Wohnung! Nun war ich also ganz offiziell im Märchenland angekommen. Ich wollte es noch immer nicht glauben, doch wie immer, wenn man träumt, geht man einfach weiter und hofft, das man nicht aufwacht.
Sie wohnte über einem dieser Mini-Markets. Wir gingen die Treppen hoch, sie schloss die Tür auf. Das helle Licht in ihrer Wohnung blendete mich.
"Hier, setz dich erst mal", sagte Miri und platzierte mich wie eine Handpuppe auf einen Stuhl. Als sie zurückkam, tupfte sie das Blut an meiner Nase weg. Dann säuberte sie die Schürfwunden an der Lippe und am Auge. "Was machst du denn für gefährliche Sachen, dass man dich so zurichtet?", fragte sie.
Ich antwortete besser nichts und beobachtete ihre Hände. Die Nägel waren manikürt, und am mittleren Finger ihrer linken Hand trug sie einen Ring. Mein Blick wanderte durch ihre Wohnung. An einer Wand hing ein "Buffy"-Poster, daneben ein Schwarzweißbild von einem nackten Muskelprotz. Das Bad war ein Tempel voller Fläschchen, Parfums und anderem Kram. Miri war unordentlich, eine Anhängerin der Häufchebstrategie, überall lagen Berge von Klamotten, Platten, Büchern und alten Sneakers. Auch ihre Küche war unaufgeräumt. Ich fühlte mich sofort wohl.
"Schon komisch, dass wir uns jetzt schon wieder über den Weg gelaufen sind", meinte sie. "So was ist mir noch nie passiert."
Ich suchte nach einer gewitzten Antwort. "Ja, ja, die Welt ist klein", sagte ich ziemlich geistreich, ehe ich zusammenfuhr, weil meine Schürfwunde brannte.
"Stillhalten", ermahnte sie mich.