Ich konnte mit 18 nicht einfach das Dorf verlassen und in die große Stadt ziehen. Gerne hätte ich es getan. Bin an dieser Stelle leider in die Klappsmühle gegangen und habe mich dann eher unentschlossenerweise für die Depression entschieden. Andere rockten, wurden frei, ließen sich gehen, genossen das süße Leben. Bei mir saß es fest. Ging gar nichts mehr. Immer spürte man, etwas zu verpassen und fühlte sich immer mehr auch als Versager.
Ich wollte wieder der alte sein, aber die Zeit lief beständig gegen mich. Konnte sie ohnehin nicht mehr einholen. Ich verpasste etwas. So viel war sicher und das wollte ich dann nachholen.
Also verfolgte ich meinen Traum, fing an zu studieren, ging nach Köln. Problem aber blieb, das andere längst diese Phase und den Entwicklungsschritt der Freiheit längst verlassen haben. Schließlich holte ich das ganze nach knapp 10 Jahren nach, das in kürzester Zeit und hohem Druck. Wollte ich doch alles erleben, erfahren, Spaß haben, erfolgreich sein, auch Liebe, Frauen und Sex haben. Irgendwie all den Shit durchrast und stelle fest, dass jeder an einen Punkt des Ankommens kommt oder sollte.
Man solle nach vorne schauen. Im Jetzt leben und die Vergangenheit hinter sich lassen. Aber da war dann auch immer sowas wie eine Angst oder Vergewissheit der Psychose. Denn so sagt man, dass es schon immer schief gehen würde, doch bei mir lief es dann tatsächlich schief in die Psychose rein. Immer wieder. Nun das dritte mal. Weil man weiß, dass es schief geht und da eine Angst ist, lebte dich dann nicht nach vorne gerichtet. Im Gegenteil, das Hadern, das Zweifeln wurde immer stärker. Man hielt sich zurück und so stauen sich Höhen und Tiefen, welche es dann wieder auszuhalten gilt, die aber wieder auch Angst machen können. Auch hier können dann Gefahren der Psychose lauern.
Und so könnte mir das Problem der Psychose heute egal sein. Sollte ich wirklich mal nach vorne schauen und das Hadern hinter mir lassen. Soll sie doch kommen. uhh, sie kommt und holt dich, die böse Psychose und dann versaut sie dir wieder dein Leben, dann lässt es sich wieder gut mit dem Schicksal hadern. Sie fügt dir Risse zu und macht dich immer einsamer. Nimmt dich aus dem Lauf der Zeit, aus dem Rhytmus des Alltags und nichts ist, wie es mal war. So, als wäre man über Monate oder Jahre im Koma gelegen. Raus aus der Zeit. Was dann bleibt ist die Identifizierung mit der Psychiatrie, mit der Rolle des armen Kranken. Schnell macht man es sich zu leicht und versinkt in Selbstmitleid.