Allein bin ich schon sehr lange, war oft einsam, ziemlich oft. Hatte oft Angst, wenn ich alleine war, aber auch wenn ich nicht alleine war. Hatte auch oft Panik. Aber viel schlimmer ist das, wenn ich nicht kommuniziere, wenn ich mich nicht mitteilen kann. Dann bricht eine Welt zusammen, dann kommen die Gedanken, dann komm ich nicht klar, dann spinne ich rum. Dann wird alles extrem, dann wird alles weit gesponnen. Dann wird geträumt, dann wird philosophiert, dann habe ich Ideen. Dann kommt das dunkle, dann kommt das helle. Dann lenkt mich alles ab, dann kann ich mich nicht konzentrieren. Dann geht alles weiter, dann dreht sich alles weiter. Dann kommt der Strudel, dann bin ich abhängig, dann bin ich kleinlaut, dann bin ich nicht mehr selbstbestimmt. Dann kommt die Angstlust, dann bin ich Kind, dann kann ich mich nicht wehren. Dann wird das was nah ist, mikroskopiert, das was fern ist, teleskopisiert.
Wenn ich alleine bin, dann bricht alles ein, bricht alles zusammen, dann wird es schwarz, dann muss ich kämpfen. Aber nichts nutzt. Dann habe ich heute keine Ängst mehr, dann habe ich heute Wut, dann hatte ich mal Angst, dann hatte ich mal Selbstmitleid, dann hatte ich mal Trauer, dann hatte ich mal Hoffnung, dann hatte ich mal Realitätsverlust.
Verlor ich die Kontrolle, meine Selbstbestimmung, meinen Willen, meine Grenzen, meine Fassung, meinen Haushalt, meine Konsistenz. Werde ich inkontinent, löst sich alles auf. Verliere den Respekt, verliere den Verstand. Muss Grenzen überschreiten, erzwinge Kontakte, habe keine Geduld. Weiß nicht wohin, weiß nicht wohin mit der Lust. Bin Gefangener.
Verstand verloren. Verrannt. Aber sie wusste nicht um meine Probleme. Darum, dass ich Sklave meiner Einsamkeit bin. Wusste nicht das ich Opfer meiner Abhängigkeit bin.
Also bin ich zum Psychopathen geworden, der Grenzen überschreitet. Jemand der Grenzen überschreitet, weil er keinen Standpunkt, kein zu Hause mehr in sich hat. Keine Festung mehr in sich hat. Jeglichen Respekt verloren, jeglichen guten Geschmack, jegliches Benehmen verloren. Ich konnte sie nicht lassen. Ich musste erzwingen. Ich konnte es nicht ruhen lassen, ich konnte es nicht genießen. Auch weil ich das Alleinsein nie genießen konnte. Weil ich immer abhängig blieb, auch wenn ich schon längst alleine und selbstständig war, ich schon längst für mich selbst sorgen konnte und doch blieb ich immer abhängig. Ich war nicht der der sich selbst begrenzt erlebt und trotzdem oder deswegen nicht ohnmächtig. Ich war nicht der der selbstbestimmt lebt. Ich war nicht der, der seinen Mund aufmacht und auch mal auf die Kacke haut, denn er hatte immer Angst verlassen zu werden. Ich war auch nicht der, der seine Beziehung selbst aussucht. Ich war immer der der aus Einsamkeit in etwas hineingerät. Ich war immer der Panik hatte, der Sorgen hatte, der jammerte und selbstmitleidig. Ich war der nicht klar seine Meinung sagte, denn er empfand seine Beziehungen immer als labil. Ich war nicht der, der sicher ist, der zu Hause eine Sicherheit hatte. Ich hatte auch keine Rückzugsmöglichkeiten, nichts war sicher. Ich konnte nirgends auftanken. Konnte nichts planen. Existentielle Angst. Konnte nicht mit mir alleine sein. Konnte aus mir heraus nichts planen, kann mich nicht konzentrieren, kann nichts machen.
Ich will keine Macht, aber eine Zielrichtung, eine Selbstbestimmung. Ich will aus mir heraus handeln. Mit nem Plan oder sowas. Ich will zuversichtlich sein. Nicht länger abhängig sein, sondern selbstbewusst. Ich will gefasst sein, kontrollierter sein. In mir sicher sein, in mir zu Hause sein. Ich will meine Grenzen und die Grenzen der anderen kennen. Ich will niemanden zwingen. Raus aus der Hilflosigkeit. Nicht aus der Einsamkeit heraus handeln, sondern aus der Unabhängigkeit heraus. Aus der Selbstsicherheit, aus der Selbstzufriedenheit. Nicht aus der Traurigkeit oder aus dem Selbstmitleid heraus. Auch nicht länger aus der Sehnsucht heraus. Ich will es nehmen wie es kommt. Auf die Richtige warten, aber ich selbst will mein Anker und meine Festung sein. Das ich mich auf mich verlassen kann. Das ich in mir ruhen kann. Das ich mit mir alleine im Frieden leben kann. Das ich nicht aus einer Macht oder aus einem Taktieren heraus handel, ohne eine Fratze, ohne ein Lachen. Sondern friedlich mit mir selbst bin. Nicht aus einer Panik heraus. Weil ich Selbstsicherheit habe. Mit mir alleine sein kann und auch will. Ohne das mein Herz springt, ohne Panik. Aus einer Existenzsicherheit heraus. Ohne eine Aufregung nur weil man mich treffen will, ein Eis essen will. Aus einer Ruhe und Gelassenheit, einer Gleichmütigkeit. Was soll schon passieren? Ohne mich und den anderen unter Druck zu setzen. Ich komme alleine klar, muss niemanden zwingen. Keine Not. Mir gehts gut im Alleinsein. Ich brauche auch Menschen, aber ich muss sie mir nicht erzwingen, sondern kann frei entscheiden, kann frei meine Meinung äußern und wenn ich jemanden kennenlernen will, ihn vorher fragen.